Darum sollten Sie in der Schwangerschaft mit Medikamenten vorsichtig sein


Viele Medikamente werden in der Schwangerschaft gar nicht oder nur mit Einschränkung erlaubt. Das liegt daran, dass alles, was die Mutter während der Zeit einnimmt, in irgendeiner Form auch beim ungeborenen Kind in ihrem Bauch ankommt – einschließlich möglicher Nebenwirkungen.

Die Problematik wird dadurch noch verschärft, dass bisher nur unzureichend geklärt ist, welchen Einfluss die Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes hat. Da Studien an schwangeren Frauen aus ethischen Gründen abgelehnt werden, können Wissenschaftler nur über Auswirkungen spekulieren und sich dabei auf Beobachtungen aus der Praxis stützen.

Aus diesem Grund wird in der Regel empfohlen, vorsichtshalber auf Medikamente jeglicher Art in der Schwangerschaft zu verzichten und vorzugsweise sanfte Behandlungsmethoden (zum Beispiel Mittel aus der Naturheilkunde) anzuwenden. Selbstmedikation sollte generell tabu sein. Bei jeder unverzichtbaren Medikamenten-Einnahme muss eine vorherige Absprache mit dem Arzt erfolgen.

In Notfällen darf jedoch auch in der Schwangerschaft zu bestimmten Medikamenten gegriffen werden. Schwangere tun dem Baby beispielsweise nichts Gutes, wenn Sie versuchen, starke Schmerzen zu ertragen. Denn das bedeutet für den Körper Stress – was sich ebenfalls negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken kann. Die Anwendung von Medikamenten in der Schwangerschaft muss daher immer nach einer individuellen Abwägung von Schmerzempfinden und Risiko für das Kind erfolgen.

Tipp:

Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie ein Medikament einnehmen können oder nicht, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Er kann Sie über mögliche Nebenwirkungen aufklären und eine Empfehlung aussprechen, ob und in welcher Dosierung Sie das Arzneimittel anwenden dürfen.

Schmerz, lass nach– Medikamente für Schwangere


Schmerzmittel gehören gewöhnlich zur Standardausstattung jedes häuslichen Arzneischranks. Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die in der Apotheke in niedrigen Dosierungen rezeptfrei erhältlich sind. In der Schwangerschaft ist der Einsatz von Schmerzmitteln jedoch nur eingeschränkt zu empfehlen. Wie sieht es mit den gängigsten Wirkstoffen aus?

  • Paracetamol: Das Schmerzmittel wird bei Schwangeren in der Regel am häufigsten angewendet. Es gilt unter den Schmerz-Medikamenten, die während einer Schwangerschaft eingenommen werden können, als das verträglichste. Aber auch bei Paracetamol mahnen Ärzte zur Zurückhaltung1.
  • Acetylsalicylsäure (ASS): Der Wirkstoff aus der Gruppe der nichtopioiden Analgetika sollte während der Schwangerschaft vermieden und nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit dem Arzt angewendet werden. Ab dem dritten Trimester wird von der Einnahme strikt abgeraten.
  • Ibuprofen: Im Vergleich zur Acetylsalicylsäure ist Ibuprofen besser geeignet, es sollte jedoch ebenfalls mit größter Vorsicht eingesetzt werden. Ab der 28. Schwangerschaftswoche ist auch Ibuprofen tabu.
  • Diclofenac: Das Gleiche gilt für Diclofenac, welches nur bis zur 28. Schwangerschaftswoche gegen Schmerzen und Fieber empfohlen wird.

Bei der Dosierung aller Schmerzmittel ist zu beachten: so hoch wie nötig, aber so niedrig wie möglich. Die Dauer der Medikamenten-Einnahme während der Schwangerschaft sollten Sie ebenfalls auf ein Minimum begrenzen.

Sanfte Alternativen zur Schmerzlinderung

Wer in der Schwangerschaft lieber komplett auf Schmerzmittel verzichten möchte, kann nachfolgende sanfte Behandlungsmethoden gegen Schmerzen ausprobieren:

  • Bei Kopfschmerzen können Sie beispielsweise Pfefferminzöl auf die Schläfen reiben.
  • Lassen Sie sich bei Rückenschmerzen eine Massage geben, auch dadurch lassen sich Schmerzen lindern.
  • Bewegung tut ebenfalls bei vielen Beschwerden gut. Machen Sie einen kurzen Spaziergang an der frischen Luft und atmen sie tief durch.
  • Wärme in Form eines Bades (zwischen 32 und 37 Grad Celsius) wirkt entspannend und dadurch schmerzlindernd. Bei Bauchschmerzen können Sie außerdem eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf den Bauch legen.

Allgemein sollten sich Schwangere vor allem bei Schmerzen viel Ruhe und Entspannung gönnen. Oftmals verschwinden Schmerzen nach kurzer Zeit von alleine wieder, wenn Sie sich beispielsweise etwas hinlegen.

Rückenschmerzen, Schnupfen und Co. – Behandlungstipps bei einzelnen Beschwerden


Erkältungsviren schlagen leider auch während einer Schwangerschaft zu und so sind werdende Mütter nicht immun gegen Husten und Schnupfen. Des Weiteren kommen im Alltag nicht selten typische Schwangerschaftsbeschwerden wie Sodbrennen oder Rückenprobleme hinzu. Schwangere Frauen müssen sich angesichts der strengeren Auflagen in Sachen Medikamenten-Einnahme deshalb nicht hilflos geschlagen geben. Wie heißt es so schön – gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen:

  • Sodbrennen: Saures Aufstoßen und Sodbrennen gehören zu den typischen Schwangerschaftsbeschwerden. Kautabletten mit Calcium- und Magnesiumcarbonat können überschüssige Magensäure neutralisieren und die Beschwerden lindern.
  • Rückenschmerzen: Das zunehmende Gewicht des Kindes verursacht bei vielen Schwangeren Rückenschmerzen. Hiergegen helfen meist Wärmeanwendungen oder Massagen. Lassen Sie sich am besten von einem Physiotherapeuten beraten.
  • Schnupfen: Abschwellende Nasensprays sollten nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit dem Arzt verwendet werden. Besser ist es, wenn Sie salzhaltige Nasensprays benutzen oder versuchen, Ihre Nase durch Inhalieren von Wasserdampf frei zu bekommen.
  • Husten: Viele Erkältungs-Medikamente sind in der Schwangerschaft leider nicht erlaubt. Es gibt jedoch einige Präparate, zum Beispiel mit den Inhaltsstoffen Eibischwurzel oder Thymian, die als gut verträglich gelten. Fragen Sie dazu Ihren Arzt oder Apotheker.
  • Fieber: Leichtes Fieber ist grundsätzlich nichts Schlimmes, sondern ein Zeichen, dass der Körper eine Erkrankung bekämpft. Bei höherem (über 39 Grad Celsius) oder länger anhaltendem Fieber sollte die Temperatur jedoch gesenkt werden. Kühlen Sie beispielsweise Stirn oder die Beine mit feuchten Wickeln. Alternativ können Sie in Absprache mit dem Arzt Paracetamol anwenden.

Wichtig:

Nicht nur bei Medikamenten müssen Frauen während der Schwangerschaft Vorsicht walten lassen, sondern auch bei pflanzlichen Hausmitteln und Tees. Einige Heilpflanzen haben beispielsweise eine krampflösende Wirkung und können daher Wehen frühzeitig auslösen.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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